Mit Kratzputz Fassaden verputzen.
Kratzputz ist eine traditionelle Gestaltungsmethode für das Verputzen von Fassaden, die es mindestens seit dem 14. Jahrhundert gibt. Wie alle Oberflächen aus Putz im Außenbereich hat der Kratzputz die Aufgabe, die Fassade abzudichten und vor Schlagregen und anderen Witterungseinflüssen zu schützen. Außerdem dienen Putze allgemein zum Ausgleich von Unebenheiten des Mauerwerks, erfüllen bauphysikalisch die Funktion, Feuchtigkeit auf- und auch wieder abgeben zu können. Darüber hinaus verbessern sie den Dämmwert sowie den Schall- und Brandschutz der Wände.
Der Vorteil einer Kratzputz-Fassade ist, dass der Putz durch die besondere Zusammensetzung und die Art der Verarbeitung keine Risse beim Verputzen bekommt und über einen gewissen Selbstreinigungseffekt verfügt: Über die Jahre lösen Wind und Regen immer wieder kleine Partikel aus der gekratzten Oberfläche (Absanden) und nehmen dabei anhaftende Schmutzteilchen mit.
Der richtige Mörtel für Kratzputz.
Nicht alle erhältlichen Mörtelmischungen eigenen sich dazu, als Kratzputz verarbeitet zu werden. Wer sich nicht sicher ist, sollte sich im Baufachhandel beraten lassen, welches Produkt sich dafür eignet. Je nach vorhandenem Untergrund und den gewünschten Eigenschaften (Absanden erwünscht / nicht erwünscht) kommen unterschiedliche Arten und Rezepturen in Frage. Traditionell besteht ein Kratzputz aus einer rein mineralischen Mörtelmischung. Bei vielen Herstellern tragen diese Produkte Zusätze wie „Edelputz“ in der Bezeichnung – zum Beispiel: Rajasil EP (Edelputz) WD. Als Bindemittel dienen in der Regel Kalk und Zement. Damit ein Mörtel als Kratzputz verarbeitet werden kann, kommt es außerdem auf die Zusammensetzung und die Korngröße der übrigen Bestandteile an. Neben Quarzsand besteht die Mörtelmischung außerdem aus kleinen Steinchen mit einer Korngröße von etwa 4 mm. Diese geben der späteren Oberfläche das „Gesicht“ indem – vereinfacht gesagt – der feine Sand weggekratzt wird und die größeren Steinchen stehenbleiben. Gleichzeitig werden durch das Wegkratzen des Sandes Spannungen innerhalb der Putzschicht, die unter anderem durch den Trocknungs- und Abbindeprozess entstehen, reduziert, so dass Kratzputz oft auch nach Jahren keine (sichtbaren) Risse aufweist.
Den Putz in zwei Lagen auftragen.
Weil die meisten Putze heute vorwiegenden maschinellen verarbeitet werden, haben die Hersteller die Körnungen in den letzten Jahrzehnten auf 4 bis 6 mm begrenzt, früher waren durchaus auch Körnungen bis zu 16 mm üblich.
Die heute angebotenen modernen Putze können mit der Hand angeworfen oder maschinell in einer dreifachen Kornstärke antragen werden. Dabei sollte man einen zweischichtigen Aufbau aus Unter- und Oberputz bevorzugen. Die untere Putzschicht dient dazu, grobe Unebenheiten des Untergrundes einzuebenen und ein gleichmäßigeres Saugverhalten der Fläche zu erreichen, denn Ziegelsteine und Mörtelfugen saugen unterschiedlich stark das im Putz enthaltene Wasser auf. Bevor man anfängt muss man sicherstellen, dass die Oberfläche sauber, staubfrei, fettfrei, rissfrei und stabil ist. Stark saugende Wände muss man vornässen, sonst zieht der Untergrund das Wasser zu schnell aus dem Putzmörtel. Das Wasser wird aber für die chemische Reaktion des Abbindens benötigt.
Nach dem Verputzen, die Oberfläche kratzen.
Die so aufgetragene Kratzputz-Schicht ebnet man dann mit einer Zahnkartätsche – das ist ein langes, auf einer Seite gezahntes Brett – ein, um Lufteinschlüsse zu beseitigen. Danach zieht man die Oberfläche mit einer rostfreien Traufel glatt. Nach dem Ansteifen des Mörtels kann die Oberfläche mit einem Nagelbrett, einer Stahlklinge oder einem Sägeblatt gekratzt werden. Ziel ist es, dass der Sand (Zuschlagkorn) leicht aus der Putzfläche herausspringt. Dazu muss man den richtigen Zeitpunkt für das Kratzen abpassen. Kratz man zu früh, verschmiert die Oberfläche. Wartet man zu lange, ist der Putz zu stark erhärtet und ein gleichmäßiges Strukturieren ist dann nur noch mit einem hohen Kraftaufwand möglich.
Leider lässt sich kein fester Zeitraum angeben, wie lange man nach dem Glätten warten muss, denn je nach Außentemperatur, Sonneneinstrahlung, Wind, Luftfeuchtigkeit und Saugfähigkeit der Wand ändert sich die Zeit, bis das Material die optimale Festigkeit hat. Am besten probiert man das also an einer unauffälligen Stelle aus.
Auftragen von Kratzputz Schritt für Schritt.
Kratzputz ist eine traditionelle Handwerkstechnik, deren Ausführung man sich auch als ambitionierter Heimwerker zutrauen kann, denn beim Endergebnis gibt es kein Richtig und kein Falsch. Jede so erstellte Oberfläche ist immer ein Unikat, das die „Handschrift“ desjenigen trägt, der es hergestellt hat.