Besenzugputz ist eine traditionelle Oberflächengestaltung für Fassaden, die man heute vor allem an Gründerzeit- oder Jugendstilfassaden findet. Schon seit dem Mittelalter nutze man Besen, um durch ziehen, drücken, stupfen oder schlagen Putzoberflächen zu gestalten. Wegen ihres relativ dünnschichtigen Aufbaus eignet sich diese Putztechnik aber zum Verputzen von wärmegedämmten Fassaden (WDVS).
Wie alle Putzoberflächen im Außenbereich hat der Besenzugputz die Aufgabe, die Fassade abzudichten und vor Schlagregen und anderen Witterungseinflüssen zu schützen. Außerdem dienen Putze innen wie außen zum Ausgleich von Unebenheiten des Mauerwerks, erfüllen bauphysikalisch die Funktion, Feuchtigkeit auf- und auch wieder abgeben zu können und verbessern den Dämmwert sowie den Schall- und Brandschutz der Wände.
Viele Mörtel eignen sich für den Besenzug
Viele Mörtelrezepturen eigenen sich dazu, als Besenzugputz verarbeitet zu werden. Wer sich nicht sicher ist, sollte sich im Baufachhandel beraten lassen, welches Produkt sich dafür eignet. Je nachdem, ob man diesen Putz innen oder außen auftragen will, wie die Oberfläche hinterher aussehen soll und welche Eigenschaften die so gestaltete Wand haben soll (zum Beispiel wasserabweisen oder kapillaraktiv), kommen ganz unterschiedliche Mörtel in Frage.
Während historisch vorwiegend Kalk- und Kalk-Zement-Mörtel aber auch Lehm verwendet wurden, werden heute auch Kunstharzputze benutzt. Besonders gut geeignet sind Renovierputz-Mischungen, reine Kalkputze sowie Lehm und Gipsputz (nur innen!). Selbst mit Fliesenkleber lässt sich diese Gestaltungstechnik ausführen.
Untergrund vorbereiten
Bevor man anfängt muss man sicherstellen, dass die Oberfläche sauber, staubfrei, fettfrei, rissfrei und stabil ist. Stark saugende Wände muss man vornässen, sonst zieht der Untergrund das Wasser zu schnell aus dem Putzmörtel. Das Wasser wird aber für die chemische Reaktion des Abbindens benötigt.
Größere Fehlstellen des Untergrunds muss man vor dem Auftragen der ersten Putzschicht mit geeignetem Mörtel füllen. Die meisten Hersteller bieten Systeme von Mörteln für die unterschiedlichen Einsatzzwecke an, deren Verträglichkeit untereinander getestet ist. Wer sichergehen will, dass Mörtel sich „vertragen“, sollte sich innerhalb eines solchen Systems bewegen. Sonst kann es passieren, dass es zu Verfärbungen oder Ausblühungen kommt. Im schlimmsten Fall bröckelt der Putz nach kurzer Zeit ab.
Der richtige Besen für den Putz
Während im Mittelalter nur entsprechend vorbereitete Reisigbunde zum flächigen Stupfen rauer Putzflächen benutzt wurden, experimentierte man in der Neuzeit mit der Wirkung verschiedenster Mörtelzusammensetzungen, Oberflächenstrukturen und Stupfinstrumente. Auch mit modernen Putzen können heute Oberflächen wie der Besenzug erstellt werden. Diese Mörtel sind sehr feinkörnig, gut kellengängig und haben ein gutes Stehvermögen.
Traditionell verwendete man Rutenbesen aus Birken- oder Haselnusszweigen die so gebunden wurden, dass eine möglichst breite und weitgehend ebene Zugfläche entstand. Damit der Putz an einem solchen natürlichen Werkzeug nicht haften bleibt, muss es etwa 30 Minuten, bevor man es benutzen will, ausgiebig wässern.
Auch moderne Besen eignen sich für die Ausführung dieser Gestaltungstechnik, allerdings sollte man keinen gewöhnlichen Bodenbesen verwenden, sondern speziell für diesen Zweck entwickelte Werkzeuge. Die lassen sich leichter mit der Hand führen.
Zweilagiger Putzaufbau
Besenzugputz wird mit einem zweilagigen Aufbau erstellt. Als Unterputz kann der vorhandene und zurückgearbeitete Altputz oder ein Kellenwurf dienen oder die Armierungsspachtelung des Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS).
Die zweite Lage (Oberputz) trägt man auf, wenn der Unterputz schon „angezogen“ hat, aber noch verformbar ist (nass-in-feucht-Technik). Dadurch verbinden sich die beiden Schichten optimal.
Dabei sollte man auf keinen Fall zu große Flächen antragen und einebenen. Denn für das Strukturieren mit dem Besen ist es wichtig, dass eine Fläche möglichst in einem Arbeitsgang durchgehend bearbeitet wird, sonst sieht man später Absätze. Für ein möglichst homogenes Erscheinungsbild ist es außerdem wichtig, dass die Putzfläche überall etwa gleich fest ist. Durch unterschiedlich stark saugende Untergründe kann es passieren, das der Putz unterschiedlich schnell ansteift. Hier muss man an zu schnell trocknenden Stellen gegebenenfalls vorsichtig nachnässen.
Besenzugputz mit erkennbarer „Handschrift“
Der eigentliche Besenzug ist dann eine relativ simple Angelegenheit: Man setzt den Besen leicht schräg auf der geglätteten Putzoberfläche an und zieht ihn dann ohne abzusetzen möglichst waagerecht (oder senkrecht) mit leichtem Druck über die Fläche. Durch das Verändern des Anstellwinkels, kann man die Tiefe der Rillen variieren: flacher Winkel > feine Rillen; steiler Winkel > tiefere Rillen. Zwischendurch sollte man den Besen immer wieder wässern, um Anhaftungen abzuspülen.
Besenzug ist eine handwerklich hergestellte Oberfläche, die nicht vollkommen perfekt aussehen muss. Dass man die „Handschrift“ des Handwerkers erkennen kann, ist ja gerade der Reiz solcher Ausführungstechniken. Trotzdem kann es sehr hilfreich sein, eine Schnur zu spannen oder sogar ein Brett als Orientierungshilfe zu montieren, um zu einer senkrechten beziehungsweise waagerechten Struktur zu kommen.