Wie man Putz aus Lehm verarbeitet

Durch das Filzen mit dem Schwammbrett erhält sowohl der Ober- als auch der Designputz aus Lehm die besondere optische Tiefe der Oberfläche Foto: Thomas Wieckhorst
Durch das Filzen mit dem Schwammbrett erhält sowohl der Ober- als auch der Designputz aus Lehm die besondere optische Tiefe der Oberfläche Foto: Thomas Wieckhorst

Putz liegt im Trend – vor allem Lehmputz, der als Ober- oder Designputz nur wenige Millimeter dick direkt auf die Wand aufgetragen werden kann. Für den klimapuffernden Effekt des Lehms reicht das schon aus, denn die Feuchteaufnahme aus der Raumluft findet vor allem über die Fläche und nicht in der Tiefe der Putzschicht statt. Da der Putz dünn aufgezogen wird, muss man von der Untergrundvorbereitung bis hin zur gefilzten Putzoberfläche einiges beachten. Maurer Michel Souren von der Firma Kramp & Kramp aus Lemgo zeigt, worauf es dabei ankommt.

 

Ober- und Designputz aus Lehm

 

Claytec, einer der führenden Anbieter von fertig gemischtem Lehmputz, bietet mit „Yosima“ eine Designputzkollektion mit insgesamt rund 140 Farben an. Dem feinen Lehmpulver kann man je nach Geschmack und Vorliebe auch noch Zuschlagstoffe wie Ziegelsplitt, Stroh, Glimmer oder sogar Kräutern beimischen lassen. Vor allem bei der Verarbeitung von letzterem riecht es in der ganzen Wohnung nach einer Bergwiese. Das geht aber nach ein paar Tagen, nachdem der Lehmputz trocken ist, wieder weg.

 

Glatter Untergrund ist Voraussetzung

 

Da die aufgebrachte Putzschicht nur 2 bis 3 mm dick ist, kommt es auf einen absolut glatten Untergrund an. Sonst würde jeder Huckel, je Unebenheit oder Farbnase sich durch den Putz abzeichnen. Daher ist die Untergrundvorbereitung das A und O vor dem Auftrag von Ober- oder Designputzes aus Lehm. Auf einer Testbaustelle in Bielefeld mussten wir beispielsweise zunächst alte Dämmtapeten und losen, hohl liegenden Altputz entfernen. Auf dem alten Putz wird mit dem Hammer geklopft und er wir anschließt überall dort, wo er hohl klingt und nicht mehr tragfähig ist, mit einem Flachmeißel entfernt. Bei Abbrucharbeiten Staubschutzmaske tragen!

 

Anmischen von Lehmputz

 

Der Maurer empfiehlt beim Anmischen des Designputzes mit einem Handrührgerät in der Mörtelbütt zunächst mit 5 Litern Wasser für einen 20 kg Eimer „Yosima“ zu beginnen, „dann die Masse durchrühren und schauen, ob der Putz noch mehr Wasser braucht“, so sein Tipp. Sind die etwa 20 Minuten Sumpfzeit nach dem ersten Anmischen um, nimmt man mit der Kelle die an der Wand des Mörtelkübels klebende Putzmasse ab, gibt sie in den Kübel zurück und arbeitet noch einmal alles noch ordentlich durch. Damit ist die Putzmasse für den Auftrag vorbereitet.

 

Auftrag von Lehmoberputz

 

Lehmoberputz mit der 4er oder 6er Zahntraufel aufziehen. Mit der 4er erhält man nach dem Zuziehen eine 2 mm dicke Oberputzschicht, mit der 6er entsprechend eine 3 mm dicke Schicht. Auf kritischen Putzuntergründen und dort, wo sich Risse zeigen oder der Altputz mit neuem Kalkzementputz ausgebessert werden musste, bettet man in eine erste Putzschicht am besten vollflächig Armierungsgewebe ein. Danach zieht man den Putz sofort mit der Traufel zu. Nach etwa 5 bis 10 Minuten – die Putzoberfläche sollte noch feucht glänzen – besprüht man diese erneut mit Wasser befeuchtet und glättet alles mit der Traufel geglättet. Dadurch entsteht bereits eine sehr glatte und ebene Oberfläche. Nach etwa einer halben Stunde folgt anschließend das Filzen mit dem Schwammbrett. Beim Verarbeiten des Putzes sollte man Fenster und Türen geschlossen gehalten, da Zugluft eine nicht gleichmäßige Trocknung hervorruft.

 

Auftrag von Lehmdesignputz

 

Der Designputz wird nach dem Anfeuchten der Lehmoberputzschicht mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass eine 2 mm dünne Putzschicht entsteht wenn die Rillen des Traufel im zweiten Arbeitsgang zugezogen werden. Damit dies gelingt, muss die Putzmasse sehr „sämig“ sein, so „sämig“, dass sie schon bei leicht schräg gehaltener Traufel wieder herunterläuft. Hierfür muss man ein wenig Routine und Geschick entwickeln. Nach drei bis vier Kellenzügen merkt man aber schon, wie die Konsistenz sein sollte. Nach dem Zuziehen der Putzoberfläche mit der ungezahnten Seite der Traufel heißt es – je nach Saugverhalten des Untergrunds – etwa eine Stunde warten, bis die Putzoberfläche mit dem Schwammbrett in großen Kreisen abgerieben werden kann. Dies bezeichnet der Maurer als „Vorscheuern“. Für die Ecken und an den Rändern der Putzfläche verwendet er einen Schwamm zum Nacharbeiten. Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche erst nach einem weiteren „Scheuergang“ mit dem Schwammbrett. Nachdem der Putz durchgetrocknet ist, was nach etwa zwei bis drei Tagen der Fall ist, sollte man die Oberfläche mit einem weichen Besen gründlich abgekehrt.

 

Farbanstrich auf Lehm

 

Als Anstrich auf Lehm eignet sich Silikatfarbe (mit 5 Prozent Dispersionsanteil) oder eine Kalkkaseinfarbe, die man sich auch selbst aus Kreidepulver und Quark anmischen kann. Der Farbauftrag erfolgt mit der Lammfellrolle. Angrenzende Flächen, die keine Farbe abbekommen sollen, schützt man am besten mit Klebeband und Folie. Für die Ränder nimmt der Maler einen Beschneidepinsel. Mit beiden Farben bleibt die Wasseraufnahmefähigkeit von Lehm erhalten. Außerdem hemmen beide Farben die Bildung von Schimmelpilz.

Unser Profi-Tipp
Beim Verarbeiten von Lehmputz Fenster und Türen geschlossen gehalten, da Zugluft eine nicht gleichmäßige Trocknung hervorruft!

So verarbeitet man Ober- und Designputz aus Lehm

Die alten Dämmtapeten perforiert man am besten mit einem Nagelbrett oder Putzigel, streicht sie anschließend mit der Malerbürste oder einem Flächenstreicher ordentlich mit Tapetenablöser mehrfach ein und holt die Dämmtapeten oder sonstige Tapeten dann mit dem Spachtel herunter. Foto: Gonni Engel

Die alten Dämmtapeten perforiert man am besten mit einem Nagelbrett oder Putzigel, streicht sie anschließend mit der Malerbürste oder einem Flächenstreicher ordentlich mit Tapetenablöser mehrfach ein und holt die Dämmtapeten oder sonstige Tapeten dann mit dem Spachtel herunter.

Foto: Gonni Engel
Die alten Dämmtapeten perforiert man am besten mit einem Nagelbrett oder Putzigel, streicht sie anschließend mit der Malerbürste oder einem Flächenstreicher ordentlich mit Tapetenablöser mehrfach ein und holt die Dämmtapeten oder sonstige Tapeten dann mit dem Spachtel herunter. Foto: Gonni Engel
Hohl liegender und damit nicht mehr tragfähiger Altputz muss mit Hammer und Meißel bis auf das nackte Mauerwerk abgebrochen werden. Bei Abbrucharbeiten Staubschutzmaske tragen! Foto: Thomas Schwarzmann

Hohl liegender und damit nicht mehr tragfähiger Altputz muss mit Hammer und Meißel bis auf das nackte Mauerwerk abgebrochen werden. Bei Abbrucharbeiten Staubschutzmaske tragen!

Foto: Thomas Schwarzmann
Hohl liegender und damit nicht mehr tragfähiger Altputz muss mit Hammer und Meißel bis auf das nackte Mauerwerk abgebrochen werden. Bei Abbrucharbeiten Staubschutzmaske tragen! Foto: Thomas Schwarzmann
Wo nach dem Entfernen des Altputzes nacktes Mauerwerk zum Vorschein gekommen ist, muss man mit Kalk- oder Kalkzementputz ausbessern. Foto: Thomas Wieckhorst

Wo nach dem Entfernen des Altputzes nacktes Mauerwerk zum Vorschein gekommen ist, muss man mit Kalk- oder Kalkzementputz ausbessern.

Foto: Thomas Wieckhorst
Wo nach dem Entfernen des Altputzes nacktes Mauerwerk zum Vorschein gekommen ist, muss man mit Kalk- oder Kalkzementputz ausbessern. Foto: Thomas Wieckhorst
Nachdem der Kalk- oder Kalkzementputz durchgetrocknet ist trägt man auf diesen und auf dem noch tragfähigen Altputz satt „Tiefengrund und Festiger“ mit dem Flächenstreicher oder einer Malerbürste auf. Alternativ kann man hier auch die Grundierung „Die Gelbe“, ebenfalls von Claytec nehmen. Foto: Thomas Wieckhorst

Nachdem der Kalk- oder Kalkzementputz durchgetrocknet ist trägt man auf diesen und auf dem noch tragfähigen Altputz satt „Tiefengrund und Festiger“ mit dem Flächenstreicher oder einer Malerbürste auf. Alternativ kann man hier auch die Grundierung „Die Gelbe“, ebenfalls von Claytec nehmen.

Foto: Thomas Schwarzmann
Nachdem der Kalk- oder Kalkzementputz durchgetrocknet ist trägt man auf diesen und auf dem noch tragfähigen Altputz satt „Tiefengrund und Festiger“ mit dem Flächenstreicher oder einer Malerbürste auf. Alternativ kann man hier auch die Grundierung „Die Gelbe“, ebenfalls von Claytec nehmen. Foto: Thomas Wieckhorst
Der „Lehmoberputz fein“ – „fein“, weil er mit einem Korndurchmesser von 0,6 mm tatsächlich sehr fein ist – wird von Claytec im 25kg-Sack und der „Yosima“-Designputz im 20kg-Eimer geliefert. Beide Putze gibt man in einem Mörtelkübel (Maurerbütt) unter Zugabe von etwa 20 bis 23 Prozent Wasser (5 bis 6 Liter pro 25 kg-Sack und etwa 5,5 bis 6,5 Liter pro 20kg-Eimer) und arbeitete sie mit dem Handrührgerät so lange durch, bis eine homogene Masse entstanden ist, die man dann erst einmal 20 bis 30 Minuten ruhen (sumpfen) lässt. Anschließend arbeitet man sie noch einmal mit dem Handrührgerät um. Foto: Thomas Wieckhorst

Der „Lehmoberputz fein“ – „fein“, weil er mit einem Korndurchmesser von 0,6 mm tatsächlich sehr fein ist – wird von Claytec im 25kg-Sack und der „Yosima“-Designputz im 20kg-Eimer geliefert. Beide Putze gibt man in einem Mörtelkübel (Maurerbütt) unter Zugabe von etwa 20 bis 23 Prozent Wasser (5 bis 6 Liter pro 25 kg-Sack und etwa 5,5 bis 6,5 Liter pro 20kg-Eimer) und arbeitete sie mit dem Handrührgerät so lange durch, bis eine homogene Masse entstanden ist, die man dann erst einmal 20 bis 30 Minuten ruhen (sumpfen) lässt. Anschließend arbeitet man sie noch einmal mit dem Handrührgerät um.

Foto: Thomas Wieckhorst
Der „Lehmoberputz fein“ – „fein“, weil er mit einem Korndurchmesser von 0,6 mm tatsächlich sehr fein ist – wird von Claytec im 25kg-Sack und der „Yosima“-Designputz im 20kg-Eimer geliefert. Beide Putze gibt man in einem Mörtelkübel (Maurerbütt) unter Zugabe von etwa 20 bis 23 Prozent Wasser (5 bis 6 Liter pro 25 kg-Sack und etwa 5,5 bis 6,5 Liter pro 20kg-Eimer) und arbeitete sie mit dem Handrührgerät so lange durch, bis eine homogene Masse entstanden ist, die man dann erst einmal 20 bis 30 Minuten ruhen (sumpfen) lässt. Anschließend arbeitet man sie noch einmal mit dem Handrührgerät um. Foto: Thomas Wieckhorst
Der Lehmoberputz wird mit einer 4er oder 6er Zahntraufel aufgezogen. Foto: Thomas Wieckhorst

Vor dem Auftrag von Lehmputz muss man erst einmal die Wandoberfläche mit einem Drucksprühgerät mit Wasser anfeuchten. Der Lehmoberputz wird danach mit einer 4er oder 6er Zahntraufel aufgezogen. Mit der geraden, ungezahnten Seite der Traufel zieht man anschließend die „gekämmte“ Putzoberfläche zu, so dass eine schon ziemlich glatte Oberfläche entsteht.

Foto: Thomas Wieckhorst
Der Lehmoberputz wird mit einer 4er oder 6er Zahntraufel aufgezogen. Foto: Thomas Wieckhorst

Etwa 30 Minuten nach Auftrag des Lehmputzes folgt anschließend das Filzen mit dem Schwammbrett. Hierzu tunkt man den Schwamm an den Enden kurz ins Wasser, damit er sich ein wenig vollsaugen kann, und reibt dann mit dem Schwammbrett in großen Kreisen mit Kraft, aber trotzdem gefühlvoll über die Putzoberfläche.

Foto: Thomas Wieckhorst
Will man auf den Lehmoberputz als finish Designputz auftragen, wird der getrocknete Lehmoberputz – wichtig ist, dass dieser vollständig in ganzer Tiefe durchgetrocknet ist – mit dem Drucksprühgerät oberflächig mit Wasser befeuchtet, um eine Haftung zu erzielen. Foto: Thomas Wieckhorst

Will man auf den Lehmoberputz als finish Designputz auftragen, wird der getrocknete Lehmoberputz – wichtig ist, dass dieser vollständig in ganzer Tiefe durchgetrocknet ist – mit dem Drucksprühgerät oberflächig mit Wasser befeuchtet, um eine Haftung zu erzielen.

Foto: Thomas Wieckhorst
Will man auf den Lehmoberputz als finish Designputz auftragen, wird der getrocknete Lehmoberputz – wichtig ist, dass dieser vollständig in ganzer Tiefe durchgetrocknet ist – mit dem Drucksprühgerät oberflächig mit Wasser befeuchtet, um eine Haftung zu erzielen. Foto: Thomas Wieckhorst
Der Lehmdesignputz wird mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass nach dem Zuziehen der Putzoberfläche am Ende eine nur 2 mm dicke Putzschicht aus Lehm entsteht. Foto: Thomas Wieckhorst

Der Lehmdesignputz wird mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass nach dem Zuziehen der Putzoberfläche am Ende eine nur 2 mm dicke Putzschicht aus Lehm entsteht.

Foto: Thomas Wieckhorst
Der Lehmdesignputz wird mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass nach dem Zuziehen der Putzoberfläche am Ende eine nur 2 mm dicke Putzschicht aus Lehm entsteht. Foto: Thomas Wieckhorst
Das Zuziehen der Putzoberfläche erfolgt auch hier mit der geraden, ungezahnten Seite der Traufel. Foto: Thomas Wieckhorst

Das Zuziehen der Putzoberfläche erfolgt auch hier mit der geraden, ungezahnten Seite der Traufel.

Foto: Thomas Wieckhorst
Das Zuziehen der Putzoberfläche erfolgt auch hier mit der geraden, ungezahnten Seite der Traufel. Foto: Thomas Wieckhorst
Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche nach zwei aufeinander folgenden „Scheuergängen“ mit dem angefeuchteten Schwammbrett. Foto: Thomas Wieckhorst

Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche nach zwei aufeinander folgenden „Scheuergängen“ mit dem angefeuchteten Schwammbrett.

Foto: Thomas Wieckhorst
Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche nach zwei aufeinander folgenden „Scheuergängen“ mit dem angefeuchteten Schwammbrett. Foto: Thomas Wieckhorst

Verarbeitung von Lehmputz im Video


Unser Fazit

Der Putzaufbau mit Lehmoberputz und „Yosima“-Designputz als Finish ist vor allem raumklimatisch ein Gewinn: Mit der Wasserdampfsorptionsklasse WS 3 ist er in der Lage, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und sie erst dann wieder daran abzugeben, wenn die Luft trockener geworden ist. So kann sich kein Kondenswasser auf der Wandoberfläche und damit auch kein Schimmelpilz bilden.

Herstellerindex

Handrührwerk „Xo 6“ Collomix www.collomix.de

Kalkzementputz „K01“ quick-mix www.quick-mix.de

Lehmober- und Designputz „Yosima“, Claytec www.claytec.de

Silikatfarbe „Silikat-Innenfarbe 327“ Mega www.mega.de

Klebeband für Lehmputzoberflächen „Das Goldene Innen“ Storch www.storch.de

Über Thomas Wieckhorst 17 Artikel
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst studierte Werkstoffwissenschaften und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität in Berlin. Er arbeitet als Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau beim Bauverlag in Gütersloh und ist Autor mehrerer Architektur- und Baufachbücher.