
Putz liegt im Trend – vor allem Lehmputz, der als Ober- oder Designputz nur wenige Millimeter dick direkt auf die Wand aufgetragen werden kann. Für den klimapuffernden Effekt des Lehms reicht das schon aus, denn die Feuchteaufnahme aus der Raumluft findet vor allem über die Fläche und nicht in der Tiefe der Putzschicht statt. Da der Putz dünn aufgezogen wird, muss man von der Untergrundvorbereitung bis hin zur gefilzten Putzoberfläche einiges beachten. Maurer Michel Souren von der Firma Kramp & Kramp aus Lemgo zeigt, worauf es dabei ankommt.
Ober- und Designputz aus Lehm
Claytec, einer der führenden Anbieter von fertig gemischtem Lehmputz, bietet mit „Yosima“ eine Designputzkollektion mit insgesamt rund 140 Farben an. Dem feinen Lehmpulver kann man je nach Geschmack und Vorliebe auch noch Zuschlagstoffe wie Ziegelsplitt, Stroh, Glimmer oder sogar Kräutern beimischen lassen. Vor allem bei der Verarbeitung von letzterem riecht es in der ganzen Wohnung nach einer Bergwiese. Das geht aber nach ein paar Tagen, nachdem der Lehmputz trocken ist, wieder weg.
Glatter Untergrund ist Voraussetzung
Da die aufgebrachte Putzschicht nur 2 bis 3 mm dick ist, kommt es auf einen absolut glatten Untergrund an. Sonst würde jeder Huckel, je Unebenheit oder Farbnase sich durch den Putz abzeichnen. Daher ist die Untergrundvorbereitung das A und O vor dem Auftrag von Ober- oder Designputzes aus Lehm. Auf einer Testbaustelle in Bielefeld mussten wir beispielsweise zunächst alte Dämmtapeten und losen, hohl liegenden Altputz entfernen. Auf dem alten Putz wird mit dem Hammer geklopft und er wir anschließt überall dort, wo er hohl klingt und nicht mehr tragfähig ist, mit einem Flachmeißel entfernt. Bei Abbrucharbeiten Staubschutzmaske tragen!
Anmischen von Lehmputz
Der Maurer empfiehlt beim Anmischen des Designputzes mit einem Handrührgerät in der Mörtelbütt zunächst mit 5 Litern Wasser für einen 20 kg Eimer „Yosima“ zu beginnen, „dann die Masse durchrühren und schauen, ob der Putz noch mehr Wasser braucht“, so sein Tipp. Sind die etwa 20 Minuten Sumpfzeit nach dem ersten Anmischen um, nimmt man mit der Kelle die an der Wand des Mörtelkübels klebende Putzmasse ab, gibt sie in den Kübel zurück und arbeitet noch einmal alles noch ordentlich durch. Damit ist die Putzmasse für den Auftrag vorbereitet.
Auftrag von Lehmoberputz
Lehmoberputz mit der 4er oder 6er Zahntraufel aufziehen. Mit der 4er erhält man nach dem Zuziehen eine 2 mm dicke Oberputzschicht, mit der 6er entsprechend eine 3 mm dicke Schicht. Auf kritischen Putzuntergründen und dort, wo sich Risse zeigen oder der Altputz mit neuem Kalkzementputz ausgebessert werden musste, bettet man in eine erste Putzschicht am besten vollflächig Armierungsgewebe ein. Danach zieht man den Putz sofort mit der Traufel zu. Nach etwa 5 bis 10 Minuten – die Putzoberfläche sollte noch feucht glänzen – besprüht man diese erneut mit Wasser befeuchtet und glättet alles mit der Traufel geglättet. Dadurch entsteht bereits eine sehr glatte und ebene Oberfläche. Nach etwa einer halben Stunde folgt anschließend das Filzen mit dem Schwammbrett. Beim Verarbeiten des Putzes sollte man Fenster und Türen geschlossen gehalten, da Zugluft eine nicht gleichmäßige Trocknung hervorruft.
Auftrag von Lehmdesignputz
Der Designputz wird nach dem Anfeuchten der Lehmoberputzschicht mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass eine 2 mm dünne Putzschicht entsteht wenn die Rillen des Traufel im zweiten Arbeitsgang zugezogen werden. Damit dies gelingt, muss die Putzmasse sehr „sämig“ sein, so „sämig“, dass sie schon bei leicht schräg gehaltener Traufel wieder herunterläuft. Hierfür muss man ein wenig Routine und Geschick entwickeln. Nach drei bis vier Kellenzügen merkt man aber schon, wie die Konsistenz sein sollte. Nach dem Zuziehen der Putzoberfläche mit der ungezahnten Seite der Traufel heißt es – je nach Saugverhalten des Untergrunds – etwa eine Stunde warten, bis die Putzoberfläche mit dem Schwammbrett in großen Kreisen abgerieben werden kann. Dies bezeichnet der Maurer als „Vorscheuern“. Für die Ecken und an den Rändern der Putzfläche verwendet er einen Schwamm zum Nacharbeiten. Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche erst nach einem weiteren „Scheuergang“ mit dem Schwammbrett. Nachdem der Putz durchgetrocknet ist, was nach etwa zwei bis drei Tagen der Fall ist, sollte man die Oberfläche mit einem weichen Besen gründlich abgekehrt.
Farbanstrich auf Lehm
Als Anstrich auf Lehm eignet sich Silikatfarbe (mit 5 Prozent Dispersionsanteil) oder eine Kalkkaseinfarbe, die man sich auch selbst aus Kreidepulver und Quark anmischen kann. Der Farbauftrag erfolgt mit der Lammfellrolle. Angrenzende Flächen, die keine Farbe abbekommen sollen, schützt man am besten mit Klebeband und Folie. Für die Ränder nimmt der Maler einen Beschneidepinsel. Mit beiden Farben bleibt die Wasseraufnahmefähigkeit von Lehm erhalten. Außerdem hemmen beide Farben die Bildung von Schimmelpilz.
So verarbeitet man Ober- und Designputz aus Lehm
Verarbeitung von Lehmputz im Video
Der Putzaufbau mit Lehmoberputz und „Yosima“-Designputz als Finish ist vor allem raumklimatisch ein Gewinn: Mit der Wasserdampfsorptionsklasse WS 3 ist er in der Lage, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und sie erst dann wieder daran abzugeben, wenn die Luft trockener geworden ist. So kann sich kein Kondenswasser auf der Wandoberfläche und damit auch kein Schimmelpilz bilden.
Handrührwerk „Xo 6“ Collomix www.collomix.de
Kalkzementputz „K01“ quick-mix www.quick-mix.de
Lehmober- und Designputz „Yosima“, Claytec www.claytec.de
Silikatfarbe „Silikat-Innenfarbe 327“ Mega www.mega.de
Klebeband für Lehmputzoberflächen „Das Goldene Innen“ Storch www.storch.de