Latthämmer gibt es wie Sand am Meer. Zu welchem Modell würde ein Profi greifen? Was würde er dem Heimwerker für seine Arbeit empfehlen? Wir haben uns mit zwei Zimmermeistern von Holzbau Vorderwisch in Gütersloh getroffen und gemeinsam eine ganze Reihe unterschiedlicher Latthämmer getestet.
Latthämmer, die man eher nicht gebrauchen kann
Wir haben uns Latthämmer von verschiedenen Herstellern besorgt und zusammen mit den Latthämmern, mit denen die Zimmerer bei Holzbau Vorderwisch arbeiten, ausprobiert. Darunter waren auch Spaßhämmer wie der „Feierabendhammer“ zum Öffnen der Bierflasche oder der „Magazin-Nagler“ mit hohlem Kunststoffgriff, aus dem die Nägel unter den Hammerkopf gleiten sollen. Das ist aber eher eine witzige Idee: Funktionieren tut dieser „Magazin-Nagler“ nicht.
Hämmer, die in die Kategorie Spielzeug fallen
Die preisgünstigsten Latthämmer bekommt man im Baumarkt. Die meisten davon haben einen durchgängigen Kunststoffgriff. In den Augen eines Profis gehören solche Hämmer eher in die Spielzeug-Kategorie. Für den täglichen Einsatz auf der Baustelle sind sie ungeeignet.
Mit diesem Hammer würde ein Profi zu Werke gehen
Echte Profi-Latthämmer kann man in Abhängigkeit des Stils in zwei große Gruppen unterteilen: den aus mehreren Teilen zusammengesetzten Latthammer mit Rohrstil und den aus einem Stück geschmiedeten Ganzstahl-Latthammer. Solche Hämmer haben wir gemeinsam mit den Zimmermeistern getestet und darüber einen Film gedreht, den es auf YouTube zu sehen gibt.
Unser Profi-Tipp
Greifen Sie lieber zu einem günstigen Ganzstahlhammer als zu einem Rohrstilhammer.
Wir haben Latthämmer von billig bis edel ausprobiert
Ganzstahl-Latthammer 790 ½ von Picard: Für Heimwerker
Begeistert hat uns vor allem von der Optik her der neue leichte Ganzstahl-Latthammer 790 ½ von Picard: Mit seinem Griff aus Lederscheiben wiegt er im Vergleich zum Klassiker 790 100 g weniger (man sieht die Einsparung am eingeschnürten Hammerkopf) – ein Hammer, den wir wegen des verringerten Gewichts dem Heimwerker empfehlen würden. So finden die Zimmermeister den Hammer:
Zimmerermeister Markus Vollmer, der auch diesen Hammer mehrere Monate getestet hat, würde lieber zum schweren Modell greifen, denn er muss damit den ganzen Tag lang Nägel einschlagen. Außerdem meint sein Chef, Hans-Peter Vorderwisch: „Wenn nach längerem Einsatz eine der Lederscheiben weg ist, bekommt man die restlichen Scheiben auch mit der hierfür vorgesehenen Inbusschraube am Ende des Stils nicht mehr zusammengedrückt. Beim hämmern klemmt man sich dann die Haut der Hand ein“. Dafür muss man aber jeden Tag mit dem Hammer auf der Baustelle arbeiten, bevor das passiert.
Rohrstil-Latthammer mit Gummigriff
Vom Gewicht vergleichbar ist der neue Ganzstahl-Latthammer von Picard mit Rohrstilhämmern, die man bei Zimmerleuten auf deutschen Baustellen oft sieht. Aber auch diese Werkzeuge werden von den Mitarbeitern der Zimmerei Vorderwisch nicht sonderlich geschätzt. Nicht, weil sie ebenfalls eher zu leicht sind, sondern weil der Rohrstil unterhalb des Hammerkopfes auf Dauer zerbeult, wenn man mit dem Hammer daneben schlägt, was selbst dem Profi passiert.
Tipp vom Zimmermeister: Man verstärkt einfach den Stilabschnitt unmittelbar unter dem Hammerkopf mit einem Stück Metallrohr. Wer das hinbekommt, hat seinen Rohrstil-Latthammer erheblich aufgewertet.
Ganzstahl-Latthammer mit Gummigriff
„Wir bevorzugen eindeutig den Ganzstahl-Latthammer“, verrät uns Zimmerermeister Hans-Peter Vorderwisch „und dann die Variante mit dem Gummigriff“. Solche Modelle gibt es auch von Picard, aber auch von Peddinghaus und Estwing. Diese haben wir gemeinsam mit den Zimmerleuten getestet. Wir würden eher zu den leichteren Hämmern von Picard und Peddinghaus greifen und diese auch dem Heimwerker ans Herz legen. Dem gestandenen Zimmerermeister Vorderwisch gefällt das schwere Modell von Estwing am besten. Dafür muss man allerdings tief in die Geldbörse greifen, denn eine solche Qualität hat ihren Preis. Ein solcher Hammer ist eher etwas für den Profi-Handwerker. Vergleichbare Modelle von Peddinghaus sind nur halb so teuer.
Unser Fazit
Uns gefallen die Modelle mit Lederscheibengriff von Picard am besten. Wer als Heimwerker nicht täglich acht Stunden lang damit arbeiten muss, bekommt einen Hammer, der so schön ist, dass man ihn am liebsten in einem Schaukasten ausstellen würde. Gleichwohl ist der 790 oder 790 ½ von Picard ein hochwertiges Handwerkzeug. Wer nicht so tief in die Tasche greifen will, nimmt einen Rohrstilhammer mit Gummigriff.
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst studierte Werkstoffwissenschaften und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität in Berlin. Er arbeitet als Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau beim Bauverlag in Gütersloh und ist Autor mehrerer Architektur- und Baufachbücher.